EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Die erste Crew der "Gorch Fock"

Von THOMAS EISENKRÄTZER


Follow ESYS


"Wir sind die Seele des Schiffes"
Die erste Gorch-Fock-Besatzung traf sich in Plön
Montag, 27.03. 2000, 06:03:04 Uhr
Plön - Der Orkan tobte mit Windstärke Zwölf über die Nordsee, in den Böen sogar bis 13. Der Orkan, den sie eigentlich unterlaufen wollten. 36 Stunden tobte er. Und die Gorch Fock war mittendrin. Der Kapitän und der Meteorologe hatten vorher noch die Wetterkarte studiert. Wie sie das immer taten. Aber an die Wetterkarte hat sich der Orkan nicht gehalten. "Auf der zweiten Reise war das, 1959, als wir von Aberdeen zurück nach Hause segelten. Junge, da haben wir furchtbar auf den Sack gekriegt". Dann filmt Fred Theel mit der Videokamera wieder seine Kameraden von damals. Denn wenn sich die Männer der ersten Ausbilderbesatzung der Gorch Fock nach so langer Zeit wieder treffen, ist jeder Augenblick auch ein besonderer Augenblick. "Denn wir sind die Seele des Schiffes", sagt Fred Theel, der heute in Schilksee lebt.
Schon als die Gorch Fock 1958 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut wurde, waren sie dabei. Sie haben sie mit aufgeriggt und die Segel angeschlagen. Und am 1. August 1959 gingen sie auf ihre erste Reise nach Teneriffa. "Da war zeitweise so wenig Wind, dass man nach einer halben Stunde immer noch sehen konnte, wo man ins Wasser gespuckt hat", erzählt Jürgen Peters, der heute in Flensburg lebt. Er war nach zweieinhalb Jahren der erste, der die Gorch Fock verließ. Der Liebe wegen. Wie später auch die meisten anderen, manche aber erst nach neun Jahren.

Und so war es keine Frage, dass zu dem Treffen, das der Plöner Klaus Siermann organisiert hatte, auch die Frauen eingeladen wurden, dass sie mit ihren Männern in der Teestube der Marineunteroffizierschule klönten, die dortige Marineausstellung besichtigten und auch mit in der ersten Inspektion der MUS übernachteten.

Die längste Fahrt der Gorch Fock hat Jürgen Peters nicht miterlebt. Von der schwärmt Fred Theel heute noch. 1966 war das. Über Lissabon, Las Palmas und die Bermudas ging es nach New York zur Weltausstellung. Bei der Steuben-Parade waren sie dabei. Und mit 180 neuen Unteroffiziersanwärtern an Bord ging es von New London zurück über Island und Norwegen nach Kiel. "Mit 32 Mann im Unteroffiziersdeck. Da waren die Hängematten so eng, dass man nicht rausfallen konnte. Und wenn einem mal übel wurde, hatten die anderen auch was davon...". Übel sei ihnen aber nicht etwa geworden, weil sie nicht seefest waren, sondern weil sie eben auch mal an Land gingen.

Am Sonnabendnachmittag war es so weit. Kiel, Tirpitzhafen. Da leuchtete sie schon von weitem. Und als die Männer "ihre" Gorch Fock nach so langer Zeit zum ersten Mal wieder betraten, sagte Klaus Siermann mit einem Lächeln: "Man fühlt sich gleich wieder zu Hause. Auch wenn sich seit damals vieles verändert hat".

[Homepage] ["Gorch Fock"-Bücher] [Bordhund] [Schwesterschiffe] [Gummi-Pferd] [Schiffsdaten] [Besegelung] [Lebenslauf] [Aufgaben] [Komandanten] [Der Name] [Patenschaften] [Deutsche Segelschulschiffe] [Schwesterschiffe] [Reisen] [News] [Suchanfragen] [Gorch Fock unter Segeln] [Regatten] [Die Werft: Blohm + Voss] [Weltumsegelung 96/97] [Bericht: Ein Tag auf der Gofo]