Der 'gemeine griechische Gasthausstuhl'

Der gemeine griechische Gasthausstuhl sieht wohl so ähnlich aus wie eine Sitzgelegenheit, ist aber keine.
In Wirklichkeit ist er ein raffiniert getarntes Marterinstrument, das es an Bösartigkeit gut und gern mit den Foltergeräten der schwedischen Landsknechte im 30-jährigen Krieg aufnehmen kann.
Der Gegenstand als solcher hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Stuhl, sieht relativ ungefährlich aus und steht scheinbar(!) harmlos vor irgendwelchen Fischerkneipen, zwanglos um einfache Holztischchen gruppiert. Die Täuschung wird oft noch dadurch vervollständigt, daß vorgeblich völlig entspannt ein menschliches Wesen der Gattung unrasierter griechischer Fischer darauf sitzt und in aller Seelenruhe an einem Zigarettenstummel kaut (Vergleichende anatomische Untersuchungen haben Erstaunliches zu Tage gefördert: Griechische Fischer besitzen an gewissen delikaten Stellen eine recht strapazierfähige Hornhaut von fünf Millimetern Dicke! Unklar ist noch, ob diese körperliche Besonderheit angeboren ist, oder durch ausdauerndes Sitzen auf dem griechischen Gasthausstuhl erworben wird).

Die Konstruktion ist so einfach wie genial: Vier Pfähle, notdürftig zusammengehalten durch eine trickreiche Kombination von Holzverstrebungen und Drähten, etwa 90 Zentimeter hoch. Auf halber Höhe vermittelt eine vorspringende Konstruktion aus Holzrahmen und kratzigem Strohgeflecht die Illusion einer Sitzgelegenheit.
Doch Vorsicht ist am Platze: Die Breite der "Sitzfläche" ist so großzügig dimensioniert, daß ein Kind im Vorschulalter spielend darauf Platz hat. Dazu kommt, daß die beiden roh behauenen Vorderbeine zwischen 2,17 bis 2,63 Zentimeter über das Strohgeflecht ragen, was jedem anatomisch normalen Mitteleuropäer nach einer Sitzdauer von nicht einmal zehn Minuten aparte Hämatome, garniert mit eingezogenen Schiefern garantiert.

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