logo
EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Der Warpanker

von Peter O. Walter

Ankerkette   Ankertypen   Richtig ankern   Ankerprobleme   Anlegen mit Buganker und Heckleinen   Amerikaner ankern anders ...   Ankergrund

Wenn Sie weitere Informationen zu diesem Thema haben oder Fehler entdecken oder ein Thema vermissen, wenden Sie sich bitte an uns (Kontakt)!




Ein Warpanker (auch: Schleppanker, Wurfanker oder kurz Warp) dient zum Verholen des Schiffs. Der Begriff Warp oder Warpanker leitet sich vom mittelniederdeutschen warp zu werpen (werfen) ab. Da er mit einem Beiboot ausgebracht werden muss, kann er im Verhältnis zur Schiffsgrößen nur relativ klein sein.

Der Warpanker wird mit einem Beiboot in die Richtung ausgebracht, in die das Schiff bewegt werden soll. Anschließend kann das Schiff durch Einholen der Ankerleine, die beim Warpanker als Warpleine bezeichnet wird, fortbewegt werden. Das Einholen erfolgt auf Schiffen und größeren Booten mittels Ankerwinde. Gegenüber dem Schleppen durch ein Beiboot besteht der Vorteil, dass mit großer Kraft auch gegen starke Strömung oder heftigen Wind verholt werden kann.

Zum Verholen über größere Strecken wird mit zwei Warpankern im Wechsel gearbeitet: Wenn das Schiff nahe an den ersten Warpanker bewegt worden ist, wird der zweite in größerer Entfernung vom Schiff ausgebracht. Beim Ausbrechen des ersten Ankers aus dem Grund wird das Schiff dadurch noch vom zweiten gehalten, mit dem es dann weiter verholt wird. Bei Annäherung an den zweiten Anker wird wieder der erste Anker mit dem Beiboot ausgebracht usw.

Diese Technik war früher bei den motorlosen Segelschiffen gebräuchlich. Heute wird sie nur noch in seltenen Notfallen angewandt (s. Story 2)

Zum Großbild anklicken! Berühmte Geschichten zum Thema Warpanker sind folgende:
Im Juli 1812 traf die amerikanische 'Constitution' auf ein britisches Geschwader, das aus einem Linienschiff, drei Fregatten, einer Brigg und einem Schoner bestand. Ein Kampf wäre Selbstmord gewesen und zum Unglück war auch noch totale Flaute. Die Amerikaner bespritzen die Segel mit Wasser, damit sie weniger porös wurden. Doch die Engländer machten es auch. Die Amerikaner spannten ihre Boote vor das Schiff und pullten es vorwärts. Die Engländer machten es auch. Die Amerikaner brachten einen Warpanker an einer langen Leine aus. Als der Anker geworfen wurde, wurde das Schiff mit dem Ankerspill an der Leine voraus geholt. Die Briten machten auch das, sie wollten diese Beute. Das ging so zwei Tage bis zur Erschöpfung auf beiden Seiten. Eine leichte Brise mit einem folgenden Gewitter brachten dann die 'Constitution' auf 11 Knoten Geschwindigkeit. Sie flog davon, die Briten konnten nicht mehr folgen.

Am 4. April 1961 läuft die MS VEGESACK an der Ostküste der Azoreninsel Fayal - nördlich von Horta - auf. Der Kapitän wollte seinen Passagieren die Schönheit der dortigen Küstenlandschaft zeigen und kam bei dem Manöver zu dicht unter Land. Nach Abdichten der beschädigten Tanks wird Pressluft eingeblasen und gleichzeitig werden zwei Warpanker* ausgebracht. Am 7. April kommt das Schiff mit eigener Kraft frei und kann nach Bremerhaven zurückkehren. Die Freude über die frühzeitige Rückkehr des Schiffes dürfte bei der Reederei wohl eher verhalten gewesen sein. Im technischen Betrieb des Norddeutschen Lloyd wurden die schweren Bodenschäden repariert.


Weblinks:
Der Warpanker in Wikipedia




Links können sich ggf. ändern. Darauf haben wir leider keinen Einfluß. Sollten Sie ein totes Link entdecken, schreiben Sie uns bitte eine Mail. Vielen Dank im Voraus!