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Wettererscheinungen:
Das Islandtief


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Islandtief, aufgenommen am 4. September 2003
vom Aqua-Satelliten (Bild: NASA)
Das Islandtief ist ein über dem Nordatlantik im Bereich von Island nahezu ständig ausgebildetes Tiefdruckgebiet innerhalb der planetarischen Frontalzone. Es ist ein für Europa wetterwirksames Aktionszentrum, durch das vor allem der west- und nordwesteuropäische Raum den überwiegenden Teil seiner Niederschläge erhält. In den Wintermonaten führt seine besondere Ausprägung zu orkanartigen Luftbewegungen im Bereich der Nordsee.

Das Islandtief ist aber nicht stationär, sondern wandert, wie jedes andere Tiefdruckgebiet, mit der Höhenströmung. Den Status eines Aktionszentrums verdankt es vor allem dem fast immergleichen Entstehungsort (Island) und den ähnlichen Entstehungsbedingungen. So ist das Aufeinandertreffen von kontinentaler Kaltluft (Neufundland, Grönland) und der warmen Strömung (Golfstrom) von entscheidender Bedeutung. Aufgrund der Tatsache, dass nun die Warmluft auf die Kaltluft aufgleitet, verwirbelt sich die Mischluft und bildet so ein Tief. Ein vergleichbares Tief entsteht regelmäßig über dem Nordpazifik im Bereich der Aleuten - das Aleutentief.

Der große Gegenspieler des Islandtiefs ist dabei das Azorenhoch. Von der Lage und den Druckunterschieden zwischen diesen beiden mächtigen Systemen - der so genannten Nordatlantischen Oszillation, kurz NAO - hängt es ab, ob es in Mitteleuropa regnet, stürmt, schneit oder vielleicht sogar die Sonne scheint.

Islandtief und Azorenhoch bestimmen das Wwetter in unseren Breiten - und das auch schon vor über 120.000 Jahren. Dies hat ein internationales Team um Dr. Thomas Felis und Dr. Gerrit Lohmann vom DFG-Forschungszentrum Ozeanränder der Universität Bremen jetzt nachgewiesen.

Soweit das normale Wettergeschehen. Dass auch diese beiden Köche manchmal jedoch den "Brei" entsetzlich verderben können, zeigte sich 2002. Damals hatte sich das Azorenhoch extrem weit nach Süden verlagert und die Luftmassen des Islandtiefs konnten bis über das Mittelmeer vordringen. Dort erwärmten sie sich und wurden mit viel Flüssigkeit beladen. Auf ihrem späteren Weg zurück über die Alpen kühlte sich diese extrem feuchte und warme Luft ab und es kam zu den sintflutartigen Regenfällen, die letztlich zum Elbehochwasser führten.

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mittlere monatliche Position des Zentrums des Islandtiefs
(Bild: nn)
Im langjährigen Mittel - etwa über 100 Jahre - liegt das Islandtief im Winter bei 59° N und im Sommer bei 62° N. Trägt man jedoch mittlere monatliche Positionen des Islandtiefs über einen langen Zeitraum (hier: 1881 - 1995) in eine Karte des Nordatlantiks ein, erkennt man sofort die großen Streuungen um diese Mittelwerte. Weiße Positionen markieren das Winter- Halbjahr, schwarze das Sommer-Halbjahr. Die Werte der Druckzentren - ebenfalls Monatsmittel - schwanken zwischen 975 hPa und 1015 hPa.
Sowohl Islandtief als auch Azorenhoch verlagern sich in unregelmäßigen Abständen nach Norden oder Süden und verändern dadurch Lage und Intensität der atlantischen Westdrift. Diese als Nordatlantische Oszillation (NAO) bezeichnete Variabilität wurde bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschrieben. Die mit langjährigen Mittelwerten normierte Druckdifferenz zwischen den beiden Aktionszentren wird als NAO-Index bezeichnet und ist zur Zeit ebenfalls Gegenstand verbreiteter meteorologischer Forschungsaktivitäten.
Es wird vermutet, dass sich das Islandtief abschwächt, was direkte Auswirkungen auf Europa hat. In den Wintermonaten kann dies unter anderem zum Vordringen des Sibirienhochs in den europäischen Raum führen.

Weblinks:
Das Islandtief in Wikipedia
Azorenhoch und Islandtief im Duell
Das Aleutentief
Bilderseite Islandtief

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Schlagwörter: islandtief, azorenhoch, segeln, Seewetter, Meteorologie, Wettervorhersage, Wetter, Luftdruck, Wind,segeln