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Welche Batterien für die Yacht?

Letztes Update 01/2024
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Ausgediente Batterien wiederherstellen!!! Bei der Montage einer zusätzlichen Batterie ist es wichtig auf den Leitungsquerschnitt zu achten: Je dicker das Kabel, desto weniger Verlust entsteht! Wir hatten an Bord unseres Schiffes z.B. das Problem, dass die neu installierte Ankerwinsch nicht richtig lief, weil die Batterien im Heck waren und die Leitung zu lang war. Abhilfe brachte die Installation einer zusätzlichen Batterie im Bug in der Segellast, also direkt in der Nähe der Ankerwinsch. Nun hatte die Winsch endlich genug Saft.



Warum eignen sich gewöhnliche Starterbatterien weniger für den Betrieb in Bordnetzen?

Eine Segelyacht hat üblicherweise zwei Batterien: Eine welche nur zum Starten der Maschine ist (Starterbatterie) und eine (oder mehrere) welche für Licht, Elektronik usw. zuständig ist.
Die andere, die Starterbatterie, ist nur für das Anlassen der Maschine zuständig.
Der Sinn dieser Teilung ist, dass auch dann wenn die Servicebatterien tiefentladen sind, die Maschine trotzdem problemlos von der Anlasserbatterie gestartet werden kann.

Wo kauft man am besten eine Servicebatterie für die Yacht?
Na ja, viele gehen in die nächstbeste Kfz-Werkstatt, zum Autohändler oder ähnlichem.

Aber Vorsicht: Viele Händler (Kfz-, Reifen-, Elektrik-) wissen gar nicht, dass es zwei Arten von Batterien gibt!!! Diese Erfahrung habe ich selbst oft genug gemacht.

Was ist aber die Unterschied?

Starterbatterien sind so konstruiert, dass sie kurzzeitig sehr große Ströme, auch bei niedrigen Temperaturen, abgeben können. Dabei wird aber nur ein Bruchteil der verfügbaren Kapazität entnommen.
Genauer gesagt, Starterbatterien werden immer nur um wenige Prozent entladen und danach sofort wieder von der Lichtmaschine geladen.
Starterbatterien altern schnell im zyklischen Lade- und Entladebetrieb, sowie im Schwebebetrieb, wie er in Segelyachten typisch ist. Eine Tiefentladung kann zur sofortigen Zerstörung führen. Schwebebetrieb bedeutet, dass die Batterie über längere Zeit abwechselnd teil-entladen und teil-geladen wird, mit meist verhältnismäßig geringen Strömen.

Eine Traktionsbatterie (auch Zyklenbatterie genannt) findet hauptsächlich Anwendung als Energielieferant in elektrisch angetriebenen Fahrzeugen und als Verbraucherbatterie (z. B. für Licht, Kühlung, Heizung, diverse Elektromotoren) in Aufbauten von Wohnmobilen und Yachten.
Dabei wird bis zu 60 % (gelegentlich bis zu 75%) der verfügbaren Energie entnommen, jedoch nur teilweise wieder zurückgeladen. Die Zyklenbatterie verweilt längere Zeit im teilgeladenen Zustand bis sie wieder (zum Beispiel nach 3 Wochen Urlaub) mit einem Netzladegerät vollständig geladen wird. Starterbatterien werden jedoch durch die längere Verweildauer im teilgeladenen Zustand frühzeitig geschädigt (Sulfatierung der positiven Elektroden).
Für den Schwebebetrieb eignen sich sehr viel besser die sogenannten (zyklenfesten) Freizeitbatterien, die oft auch als Solarbatterien bezeichnet werden.
Diese gibt es sowohl mit flüssigem als auch mit gebundenem Elektrolyt, zum Beispiel als Gel-Batterien.

Die Zyklenbelastung spielt übrigens im Yachtbetrieb normalerweise eine untergeordnete Rolle. Unter Zyklenbetrieb versteht man eine mehr oder weniger vollständige Entladung der Batterie während eines Arbeitstages, und die darauf folgende vollständige Wiederaufladung über Nacht, wobei sich dieser Vorgang täglich wiederholt.
Ein typischer Zyklenbetrieb liegt zum Beispiel vor bei elektrisch angetriebenen Gabelstaplern. Nach EG-Vorschrift dürfen "geschlossene" Bleibatterien innerhalb von Segelyachten nur dann betrieben werden, wenn das beim Laden entstehende Knallgas über einen entsprechenden Belüftungsschlauch nach draußen geführt wird.
Hierfür besitzen zyklenfeste Freizeitbatterien einen Anschlussstutzen an dem ein Schlauch angebracht werden kann.
Da Starterbatterien keinen Schlauch-Anschlussstutzen besitzen, müssen sie in einem verschlossenen Behälter untergebracht werden und dieser Behälter muss dann eine entsprechende Belüftung nach außen aufweisen, was den Einbau verteuert und umständlich macht. Die "verschlossenen" Gel-Batterien sind hingegen gasdicht und können ohne besondere Belüftungsvorrichtung im Fahrzeug Innenraum angebracht werden.

In vielen Fällen wird berichtet, dass eine Starterbatterie über viele Jahre auch im Bordnetz gute Dienste geleistet hat. In diesem Fall kann man annehmen, dass die Starterbatterie bezogen auf ihren Einsatz überdimensioniert war.
Hier empfiehlt es sich für das gleiche Geld eine kleinere (und leichtere) zyklenfeste Batterie zu verwenden, möglicherweise eine Gel-Solar Batterie, die auch eine gelegentliche Tiefentladung verträgt.
Ein weiterer Vorteil der Gelbatterie ist übrigens, dass sie langsam an Kapazität verliert und nicht wie Starterbatterien meist einen plötzlichen Tod erleidet!
Hierbei sollen aber keine falschen Hoffnungen erweckt werden. Gel-Batterien sind zwar "absolut wartungsfrei", bedürfen aber genauso der "Pflege" wie Batterien mit flüssigem Elektrolyt: Sie müssen regelmäßig 100% vollgeladen werden (zur Vermeidung frühzeitiger Sulfatierung), und sie dürfen nicht regelmäßig überladen werden (zur Vermeidung der Korrosion der negativen Elektroden)!
Nach 5 Jahren "Normal-Betrieb" im Schiff wird auch eine Gel-Batterie kaum mehr als 60 % der anfänglichen Kapazität besitzen.

Um die Belastung der Servicebatterie weiter zu verringern können nicht lebensnotwendige Leuchten durch Solarleuchten ersetzt werden. Eine Solarleuchte> kann beispielsweise zur dekorativen Beleuchtung der Schiffsaufbauten genutzt werden. Zwei Beispiele für den Anschaffungspreis von zyklenfesten Freizeitbatterien die sich als Bordbatterien hervorragend eignen:
· VARTA Solar mit flüssigem Elektrolyt 100 Ah: 149.- Euro
· Sonnenschein Dryfit Solar-Akku in Gel-Technologi 60 Ah: 225.- Euro
Marken-Starterbatterien (Bosch, DETA, VARTA, etc....) haben im Vergleich hierzu übrigens kaum einen Preisvorteil!



Regeneration einer kaputten Batterie
Der Tod einer Batterrie macht sich dadurch bemerkbar, dass die Spannung schon nach kurzer Zeit sinkt, auch eine Vollladung bringt immer keine wirklich volle Batterie mehr. Dann ist sie scheinbar "am Ende", da auch durch längeres Laden keine nennenswerte Kapazität erreicht werden kann. Grund dafür ist eine fortschreitende Sulfatierung. Sulfatkristalle verringern die Oberfläche der Bleiplatten.
Eine derartige Bordbatterie wäre eigentlich ein Fall für den Schrott. Doch, wie eine Studie der technischen Universität Wien bereits im Jahre 2001 bestätigte, wäre es sogar möglich, nahezu alle, auch schrottreife, Batterien weitgehend zu regenerieren. Auch ein Test der Zeitschrift Plastek bestätigt diesen Sachverhalt.

Wie ist dies möglich?
Durch wiederkehrende. kurze und starke Stromimpulse werden die bereits entstandenen Sulfatkristallgebilde zerstört. Diese Arbeit erledigt ein kleines Kästchen, das einfach mit an die Batterie angeschlossen wird. Natürlich sollte das Kästchen (der Pulser) dauerhaft angeschlossen bleiben um weitere Sulfatierung zu verhindern. Das Gerät wird einfach an die Schauben der Batterieklemmen geschraubt.

Den "ProFIT " von VOTRONIC, einem bekannten Hersteller von Elektronik für Yachten und Wohnmobile und den "MEGAPULSE" von Novitec, sind für etwa 50 € im Internet zu erwerden. Beide Geräte funktionieren sowohl bei Gel- als auch Säurebatterien!

Meinungen zur Batterie-Wiederherstellung
Meinungen zur Batterie-Wiederherstellung
Meinungen zur Batterie-Wiederherstellung



ESYS-Leser Klaus Stratmann schreibt:
Zunächst ist richtig, dass es verschiedene Technologien gibt. Unter denen, die nicht für den Start- vorgang gedacht sind, gibt es aber sehr große Unterschiede und diese müssten etwas klarer be- schrieben werden.

Traktionsbatterien haben andere Gitter, andere Platten, andere Separation und können bis zu 100 % entladen werden. Sie sind sehr teuer und eignen sich für fast jede Anwendung. Sie können gezykelt und tiefentladen werden, sind also ideal für jede Anwendung. Antriebs- oder Versorgungs- oder Semi-Traktionsbatterien werden diejenigen Batterien genannt, die angeblich zyklenfest und tiefentladefest sein sollen. Und hier beginnt die totale Verwirrung. Der Hersteller der Batterie sagt, wie tief eine solche Batterie entladen werden kann. Es genügt einfach nicht, zu sagen, dass die Batterie zyklen- und tiefentladefest ist. Meist wird auch einfach überlesen, dass ein Hersteller sagt, man könne 20 % der vorhandenen Kapazität nutzen. Das hört sich gewaltig an, ist aber für eine Versorgungsbatterie doch ziemlich jämmerlich. Es folgt nämlich, dass sich die Zyklen- und Tiefentladefestigkeit nur auf diesen Bereich von 20 % bezieht. Andere Hersteller sagen es mit anderen Worten genau so. Man kann die Kapazität bis auf 80 % nutzen.

Klar ist, dass Batterien mit berühmten Namen viel weniger leisten als in der Werbung gesagt wird und es ist immer eine Frage, wofür man eine Batterie denn einsetzt. Ich sage einmal pauschal: Eine Batterie mit Säurefüllung kann maximal 30 % genutzt werden, eine Batterie mit Vlies (man sagt auch AGM) ebenfalls. Nur eine GEL-Batterie kann maximal 70 % genutzt werden. Eine voll- ständige Entladung ist bei all diesen Batterien nur aus Versehen zugelassen. Macht man das zu oft, dann gibt sie auf. Eine GEL-Batterie verträgt das noch am ehesten.

Ich will dazu einmal folgende wahre Geschichte erzählen: Ein schlauer Batterieanwender hat eine Vlies (AGM) - Batterie in eine Notstromanlage eingebaut. Nach 15 Jahren hat er festgestellt, dass sie noch immer einwandfrei funktioniert und hat das über- all erzählt. Mit dem Erfolg, dass nun jeder AGM-Batterien haben wollte. Die Golfspieler haben sie in ihren Elektrocaddies eingesetzt, aber - oh Schreck - dort hielten sie nur ½ bis ¾ Jahr. Dann war es um sie geschehen. Was war passiert?

Der Notfall war bei der Notstrombatterie nie eingetreten. Sie war immer optimal geladen. Nur das hat der Anwender niemandem erzählt. Die Golfspieler haben täglich gezykelt und die Batterien damit in kurzer Zeit zerstört.

Andersherum: Wer campt und einen elektrischen Anschluss nutzt, dessen Batterie lebt 5 - 10 Jahre. Wer billig campt - ohne elektrischen Anschluß - der wäre gut beraten, wenn er sich nur eine GEL-Batterie kauft.

Fazit: Es hängt fast immer davon ab, was man mit einer Batterie machen will.

Klaus Stratmann

Weblinks:
Batterie in Wikipedia
Entsorgung von Batterien
Batterietypen


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Schlagwörter: Batterie, Yacht, Solarbatterie, Servicebatterie, Starterbatterie, zyklenfest, Bordnetz, Tiefentladung, Gel-Batterie, Gelbatterie, Freizeitbatterie, Entsorgung, Aufkleber
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