Wale sind Säugetiere und daher müssten sie wie Landtiere auch, seekrank werden, insbesondere deshalb, weil sie unter Wasser schnelle Drehungen und auch Purzelbäume vollziehen. Im folgenden Artikel schildert Rolf H. Latusseck, warum Wale nicht seekrank werden:
Die schnelle Evolution eines Sinnesorgans machte Landtiere zu Walen
London - Als die Vorfahren der Wale vor 40 bis 50 Millionen Jahren vom Land ins Wasser gingen, waren sie vermutlich nicht viel besser ans Schwimmen angepasst als Kamele, Schweine oder Nilpferde. Tatsächlich sind diese Paarhufer nach den neuesten Forschungen die nächsten lebenden Verwandten der Bartenwale, Zahnwale und Delfine, die zoologisch ebenfalls zu den Zahnwalen zählen.
Aber die ins Wasser zurückkehrenden Säugetiere entwickelten sich sehr schnell zu geschickten Schwimmern, wie eine internationale Arbeitsgruppe aus amerikanischen, englischen und indischen Biologen jetzt herausfand.
Die treibende Kraft dieser Entwicklung war eine ausgesprochen rasche Evolution des inneren Ohrs, schreiben die Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "Nature" (Bd. 417, S. 163). Danach wurde das Gleichgewichtsorgan weniger empfindlich gegenüber schnellen Körperbewegungen, und die Tiere konnten sich mehrmals um die Körperlängsachse drehen, ohne dass ihnen schwindelig oder gar schlecht wurde.
Die Steigerung solcher Schwimmleistungen vollzog sich so schnell, dass die übrige körperliche Anpassung an das Wasser - die Stromlinienform, die Reduktion der hinteren Extremitäten und die Ausbildung der Schwanzfluke - der Entwicklung hinterherhinkte. Oder, wie die Forscher in ihrem Artikel darlegen: Nicht die Fischform machte die Wale zu guten Schwimmern, sondern weil sie gut schwimmen konnten, passte sich der Körper dieser Fähigkeit an.
Wenn Menschen auf einem schlingernden Schiff seekrank werden, nach schnellen Drehungen um die eigene Körperachse Schwindel empfinden oder nach einer wilden Achterbahnfahrt sogar Übelkeit aufkommt, dann liegt das an den Signalen aus dem Innenohr, die das Gehirn nicht mit den optischen Eindrücken aus dem Auge in Einklang bringen kann.
Verantwortlich sind die drei Bogengänge des Gleichgewichtsorgans, die wie die Raumebenen eines dreidimensionalen Koordinatenkreuzes senkrecht aufeinander stehen. In diesen Gängen befindet sich Flüssigkeit, die in Bewegung gerät, wenn der Körper seine Lage verändert. Haarzellen melden diese Flüssigkeitsströmung dem Gehirn. Dabei gilt die Regel: Je größer die Bogengänge, desto empfindlicher können sie Lageveränderungen feststellen.
Als nun die Wale ins Wasser gingen, waren ihre Bogengänge etwa so groß wie bei heutigen Paarhufern. Mit der steigenden Aufenthaltsdauer der Tiere im Wasser und mit längeren Schwimmphasen begannen die Bogengänge jedoch zu schrumpfen, wie die Forscher an Fossilien nachwiesen. Sie wurden immer unempfindlicher gegenüber den schnellen Körperdrehungen, so dass auch keine nachteiligen Sinneseindrücke mehr auftraten.
Die Schwimmleistungen wurden ständig besser, und unter diesem Zwang nahm der Körper Fischgestalt an. So kommt es, dass die Bogengänge heutiger Blauwale kleiner sind als die des Menschen und bei Delfinen (Flippern) sogar kleiner als bei Ratten.
Vielen Dank an Die Welt am Sonntag!
Weblinks:
Wale in Wikipedia
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Die schnelle Evolution eines Sinnesorgans machte Landtiere zu Walen
London - Als die Vorfahren der Wale vor 40 bis 50 Millionen Jahren vom Land ins Wasser gingen, waren sie vermutlich nicht viel besser ans Schwimmen angepasst als Kamele, Schweine oder Nilpferde. Tatsächlich sind diese Paarhufer nach den neuesten Forschungen die nächsten lebenden Verwandten der Bartenwale, Zahnwale und Delfine, die zoologisch ebenfalls zu den Zahnwalen zählen.
Aber die ins Wasser zurückkehrenden Säugetiere entwickelten sich sehr schnell zu geschickten Schwimmern, wie eine internationale Arbeitsgruppe aus amerikanischen, englischen und indischen Biologen jetzt herausfand.
Die treibende Kraft dieser Entwicklung war eine ausgesprochen rasche Evolution des inneren Ohrs, schreiben die Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "Nature" (Bd. 417, S. 163). Danach wurde das Gleichgewichtsorgan weniger empfindlich gegenüber schnellen Körperbewegungen, und die Tiere konnten sich mehrmals um die Körperlängsachse drehen, ohne dass ihnen schwindelig oder gar schlecht wurde.
Die Steigerung solcher Schwimmleistungen vollzog sich so schnell, dass die übrige körperliche Anpassung an das Wasser - die Stromlinienform, die Reduktion der hinteren Extremitäten und die Ausbildung der Schwanzfluke - der Entwicklung hinterherhinkte. Oder, wie die Forscher in ihrem Artikel darlegen: Nicht die Fischform machte die Wale zu guten Schwimmern, sondern weil sie gut schwimmen konnten, passte sich der Körper dieser Fähigkeit an.
Wenn Menschen auf einem schlingernden Schiff seekrank werden, nach schnellen Drehungen um die eigene Körperachse Schwindel empfinden oder nach einer wilden Achterbahnfahrt sogar Übelkeit aufkommt, dann liegt das an den Signalen aus dem Innenohr, die das Gehirn nicht mit den optischen Eindrücken aus dem Auge in Einklang bringen kann.
Verantwortlich sind die drei Bogengänge des Gleichgewichtsorgans, die wie die Raumebenen eines dreidimensionalen Koordinatenkreuzes senkrecht aufeinander stehen. In diesen Gängen befindet sich Flüssigkeit, die in Bewegung gerät, wenn der Körper seine Lage verändert. Haarzellen melden diese Flüssigkeitsströmung dem Gehirn. Dabei gilt die Regel: Je größer die Bogengänge, desto empfindlicher können sie Lageveränderungen feststellen.
Als nun die Wale ins Wasser gingen, waren ihre Bogengänge etwa so groß wie bei heutigen Paarhufern. Mit der steigenden Aufenthaltsdauer der Tiere im Wasser und mit längeren Schwimmphasen begannen die Bogengänge jedoch zu schrumpfen, wie die Forscher an Fossilien nachwiesen. Sie wurden immer unempfindlicher gegenüber den schnellen Körperdrehungen, so dass auch keine nachteiligen Sinneseindrücke mehr auftraten.
Die Schwimmleistungen wurden ständig besser, und unter diesem Zwang nahm der Körper Fischgestalt an. So kommt es, dass die Bogengänge heutiger Blauwale kleiner sind als die des Menschen und bei Delfinen (Flippern) sogar kleiner als bei Ratten.
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Buckelwal
(Bild: Dr. Louis M. Herman) Großbild klick! Pottwal: Kuh und Kalb
(Bild: Gabriel Barathieu) Großbild klick! Schwanzflosse eines Buckelwals
(Bild: Terry Howard) Großbild klick!
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