EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Revierinformation für Segler:
Erfahrungen aus einem Törn zur norwegischen Südküste

von Ulf Weingarten

Für die Richtigkeit der Koordinaten, sowie exakte Längen- und Tiefenangaben keine Gewähr.

Wenn Sie weitere Informationen über dieses Revier haben oder Fehler entdecken oder ein Revier vermissen wenden Sie sich bitte an uns (Kontakt)!


Seegang
In den Seekarten sind verschiedene Gebiete mit dem Vermerk "Attention Area, Dangerous waves" versehen. Diese Hinweise sind unbedingt ernstzunehmen!
Aus dem Skagerak heraus läuft eine Grunddünung, die schon bei mittlerem Wind leicht 1 m erreicht. Dazu kommen die küstennahen Einflüsse. Bei zunehmendem Wind nimmt die See schnell an Höhe zu. Durch mehrere Faktoren werden brechende Seen und Kreuzseen erzeugt
· Aus den Fjorden heraus setzt in der Regel Strom, der die See aufsteilt
· Die Wassertiefe steigt sehr schnell aus mehreren 100 m auf weniger als 10 m an
· Der Strom, wind- und tidenbedingt, wird von dem zerklüfteten Grund und den vorgelagerten Skären stark
umgelenkt. Zusammen mit der Reflexion der See von der Felsenküste laufen die Seen in alle Richtungen und bauen mitunter gefährliche Kreuzseen auf.
Wir haben bei Winden unter 5 Beaufort (allerdings 6 - 7 Beaufort im Skagerak) Seen bis zu 3 m erlebt, die in unmittelbarer Küstennähe und auf vorgelagerten Gründen brachen und unangenehme Kreuzseen erzeugten. Nach Aussagen der norwegischer Sportbootfahrer besteht ab 5 - 6 Beaufort echte Gefahr.
Die gefährlichste See entsteht naturgemäß bei südlichen Winden.

Häfen
Für die meisten Häfen gilt, dass sie nicht den Schutz bieten, den der Ostseesegler insbesondere aus Dänemark und Deutschland gewohnt ist. Oft ist die Gästebrücke ein der See ziemlich ungeschützt ausgesetzter Schwimmsteg. So liegt beispielsweise im Hafen Stavern eine Gästebrücke, die bei Südlagen voll dem in den nach Süden hin offenem Fjord hineinlaufendem Schwell preisgegeben ist. Hier kann man allenfalls auf der Leeseite liegen. Außerdem sind die Häfen im Sommer restlos überfüllt. Hinzu kommt, dass sie als Anlaufstelle für die Versorgung der auf den umliegenden Skären liegenden Sommerhäuser dienen und so ein ständiges Kommen und Gehen von kleinen Motorbooten herrscht, das oft bis in die Nacht anhält. Mit ständigem Lärm, erheblichem Schwell und knappen Liegeplätzen ist daher zu rechnen.
In den 10 Tagen unseres Aufenthaltes haben wir über Nacht nur einen Hafen aufgesucht und dort sehr schlecht gelegen. Ansonsten haben wir Häfen nur zur Versorgung aufgesucht und alsbald wieder verlassen, wie es auch die meisten Norweger tun. Man liegt weitaus geschützter in den sehr schönen und reizvollen Naturhäfen und auf Ankerplätzen.
Seekarten und Handbücher

Seekarten
Die norwegischen Spezialkarten (Båtsportkart Serie A -D) sind sehr gewöhnungsbedürftig. Sie enthalten eine Unmenge von Details, insbesondere Tiefenangaben, die für den Sportbootfahrer gar nicht relevant und nur für die Fischerei von Bedeutung sind. In unseren etwas älteren Karten waren die flacheren Stellen nicht farblich abgehoben. Man musste auf dem gewählten Kurs mühsam und durch sehr kleine Schrift erschwert aus zahlreichen Tiefenangaben die gefährlichen Untiefen heraussuchen. Die neueren Karten sind in diesem Punkt verbessert.
Hat man noch die älteren Karten - oft leiht man sie sich ja bei jemandem - sollte man eine Übersichtskarte für das Absetzen der Kurse zu Hilfe nehmen und in den Detailkarten die Untiefen mit einem farbigen Marker kennzeichnen. Die Gefahr, eine Untiefe zu übersehen ist ansonsten groß.

Handbücher
Die deutschen Hafenhandbücher der Kreuzer-Abteilung erwiesen sich als unzureichend und enthielten in vielen Fällen veraltete oder unzutreffende Angaben. Es empfiehlt sich, norwegische Handbücher zu benutzen, die zudem Ankerplätze und Naturhäfen enthalten, auf die man, wie oben schon erwähnt, angewiesen ist. Diese Handbücher sind sehr gut beschrieben und enthalten teilweise auch Fotos. Sie sind in norwegischer Sprache gehalten, was aber eigentlich kein Problem darstellt. Wir benutzen das Havnebok, Cappelens reisebøker. Wer sich zudem über Eigenheiten des Seegebietes orientieren möchte, kann zusätzlich den norwegischen Küstenlotsen "Den Norske Los", der auch englische Texte enthält, erwerben. Mit rund 100,-- DM ist er nicht billig, aber durchaus zu empfehlen.

Zum Schluss
Das Revier stellt zwar hohe Anforderungen, belohnt aber dafür mit wunderschöner Landschaft und sehr freundlichen, gastlichen Menschen. Nirgendwo sind wir bisher so freundlich, gastfreundlich und hilfsbereit aufgenommen worden wie in Norwegen.





windsack Die felsige Küste nimmt weit mehr Wärme auf als erdiger Untergrund. Daraus resultieren erstaunlich starke thermische Einflüsse.
Am Tage entwickelt sich eine südwestliche Thermik, die um 14.00 Uhr herum ihr Maximum findet, das leicht 5 - 6 Beaufort erreichen kann. Nachts kehrt sich die Richtung um.
Norwegische Segler haben uns geraten, auf westlichem Kurs sehr früh aufzubrechen und das Ziel vor Mittag zu erreichen. Für den ostlichen Kurs kann man ausschlafen. Es gilt: Je später die Abfahrt, desto mehr achterlicher Wind aus SW.

Wetterberichte
Die gewohnten Berichte für das Skagerak - soweit man sie überhaupt empfangen kann - sind weitgehend für das Revier unzutreffend. Das hängt mit den Küsteneinflüssen und der oben erwähnten Thermik zusammen. Es ist daher unabdingbar lokale Wetternachrichten abzuhören. Eine der Möglichkeiten ist der Bericht für den äußeren Oslofjord auf UKW 103.1 MHZ. Neben der Vorhersage über Wind und See werden wichtige Stationsmeldungen gegeben. Der Bericht wird mehrmals am Tag auf den neuesten Stand gebracht und sendet kontinuierlich im Endlosverfahren. Des norwegischen Unkundige - wie auch ich - können sich dann den Bericht so oft anhören, wie für das Verständnis nötig. Keine Angst, man kommt dahinter!
In den von Felsen eingeschlossenen Naturhäfen ist der Empfang manchmal etwas schwierig. Wir haben ein kleines UKW-Radio für rund 50,-- DM mit dem man mal eben auf den Berg steigen oder mit dem Dinghi in freieres Wasser fahren kann, wo man besseren Empfang findet. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Küstenfunkstellen, z.B. Tjöme Radio um einen Wetterbericht zu bitten. Inwieweit dieser kostenpflichtig ist, kann ich nicht sagen.



Weblinks:
Das Nordkap in Wikipedia
Webcam Honningsvag
(Live Cam auf dem Schiff MS Finnmarken


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geirangerfjord Geirangerfjord (Bild: FataMorgana)  Großbild klick!
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