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EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Richtig helfen

Was ist beim Bergen/Abschleppen von Havaristen zu beachten?


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Jede Regatta-Veranstaltung sollte auch im Sicherheitsbereich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Die involvierten Rettungskräfie sind sowohl personell, als auch technisch gut ausgerüstet, haben den Ernstfall geübt und stehen auf allen Bahnen in der gesamten Zeit "Gewehr bei Fuß."

Bei Großen Regatten sind die Reviere keine Ententeiche und jeder Regattasegler wird sich an denkwürdige Wettfahrten während der Regatta Laufzeit erinnern. So warf vor Jahren eine schnell heranziehende Gewitterfront bei der Travemünder Woche mit Windstärken bis zu 9 Beaufort ganze Felder um, die Sicherungskräfte waren restlos überfordert und zusätzliche Hilfe war nicht nur willkommen, sondern notwendig. Segler und Motorbootfahrern, die unvorbereitet vor einer derartigen, nicht geprobten Hilfsaktion stehen, sollten die nachfolgende Information der Wasserschutzpolizei aufmerksam lesen; gute Seemannschaft in diesen konkreten Situationen hilft Schäden an fremden und eigenen Booten zu vermeiden und mit kompetenter Hilfe macht man sich viele Freunde bei den Regattaseglern.

  • Grundsätzlich Leeposition zum Havaristen einnehmen, vor allem bei Jollen.
  • Luvposition kann je nach Lage zweckmäßig sein, z. B., um für eine gekenterte Jolle Lee zu machen.
  • Zweckmäßig rückwärts gegen den Wind an den Havaristen ganz langsam und vorsichtig heranfahren.
  • Auf treibendes Tauwerk achten, kein starkes Schraubenwasser verursachen.
  • Beim Aufrichten kann Hilfe durch Anheben des Masttopps des gekenterten Bootes geleistet werden, und zwar vom Heck des Hilfeleistenden aus. Mast des Havaristen darf dann aber nicht nach Luv zeigen.
  • Aufrichten des Havaristen zweckmäßigerweise
    • im Strom, wenn Mast gegen den Strom zeigt;
    • sonst, wenn Mast nach Lee zeigt; dazu Jollen gegebenenfalls drehen.
  • Durchgekenterte Jollen - kieloben - auch von Lee rückwärts angehen.
  • Leine leeseitig mittschiffs an einem Rösteisen/ Pötting (nicht Want) befestigen.
  • Mit genügend loser Leine Luvposition zum Havaristen einnehmen, dabei Leine über den Kiel möglichst vor dem Schwert führen und kräftig genug nach Luv anziehen bis Mast auftaucht.
  • Segel abschlagen lassen (vom Fall abschäkeln) - sofern erforderlich und möglich, noch im Wasser.
  • Schwert einholen lassen.
  • Abschleppen
    • Schleppleinen um Mast legen, wenn Ruder des Seglers intakt;
    • sonst - sofern durchführbar Schleppleine am Bug befestigen, dass Zugwirkung auf den Bug zum Tragen kommt.
    • Vorsicht beim Befestigen der Schleppleine an Beschlägen usw. der Yacht, da keine gute Festigkeit und Haltbarkeit; es entsteht leicht Bruch.
    • Unter Wasser befindliche Jollen mit selbstlenzendem Cockpit nicht mit langer Leine anschleppen. Jolle schneidet unter Wasser und wird so niemals lenz.
    • Schleppleine kurz halten, und zwar derart, dass die Jolle mit angehobenem Bug auf der abfallenden Hecksee des schleppenden Fahrzeugs reitet. Lenzgefahrene Jolle kann und soll dann mit längerer Schleppleine gefahren werden. Bereits vor dem Abschleppen fließt viel Wasser achtern ab, wenn Jollenbesatzung - oder ein Mann - sich ganz auf das Achterdeck stellt, dabei vorsichtig Jolle in Balance hält und dann schnell und gewandt in die Jolle steigt.
    • Falls Gerät vorhanden, sofort mit Oesen anfangen.
    • Vorsicht beim Gebrauch der Schraube in Nähe vor allem havarierter und unter Wasser befindlicher Jollen.
    • Bei Booten mit Verstellpropeller Umdrehungen reduzieren, damit Schrauben nicht törnen.
    • Vorsicht beim Anschleppen.
    • Fremdschaden und eigenen Schaden vermeiden.
    • Wassertemperaturen berücksichtigen und nötigenfalls Bergung der Segler vorrangig und ohne Verzögerung durchführen.
    • Erforderlichenfalls Segler mit Nachdruck zum Verlassen des gekenterten Bootes auffordern.
    • Sind Segler ohne Kältsehutzanzüge, Aufforderung immer ergehen lassen, wenn Wassertemperatur unter 18° C liegt; Unterkühlungsstarre tritt schnell und plötzlich ein.
    • Ablehnung der Hilfe schriftlich mit Uhrzeiten vermerken. In Nähe des Havaristen bleiben.