EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Medizin an Bord und auf See

von Dr. D. Bergenthal

Kalender Deutschland
Preiswerter Malaria-Schnelltest
MÜNCHEN. Ein Malaria-Schnelltest für die Reiseapotheke wurde in München vorgestellt. Das rund 70 Mark teure Gerät kann mit einem einzigen Tropfen Blut noch im Urlaub bestimmen, ob man mit der gefürchteten Malaria-Art "Tropica" infiziert ist.. "Tropica" ist die häufigste Form der Malaria. Im vergangenen Jahr haben sich über 1000 Deutsche im Urlaub mit dem Wechselfieber infiziert. Das "beliebteste Mitbringsel" ist übrigens die Hepatitis A (Leberentzündung) mit 20 000 Fällen jährlich. J. Preuß

Inhalt:

Impfungen

= empfehlenswert

Krankheiten, die eine laengere Seereise verbieten

Bordapotheke

Literatur, Ausbildungsmoeglichkeiten

Seekrankheit

Impfungen

Vor einer Reise in warme Laender ist ein belastungsfaehiger Schutz gegen bestimmte Infektionskrankheiten, besonders gegen Tetanus und Polio, unerlaesslich.
Viele Infektionskrankheiten sind in Laendern der dritten Welt weitaus haeufiger als in den Industriestaaten, das Risiko der Ansteckung ist daher deutlich hoeher.
Ein vollstaendiges Impfprogramm sollte rechtzeitig, d.h. mindestens 3-6 Monate vor der Abreise, durchgefuehrt werden!

Da die Malaria in den einzelnen Tropen- und Subtropenlaendern unterschiedlich auftritt und Resistenzen bestehen, ist eine fachkundige Beratung durch ein Tropeninstitut sinnvoll.
Zwar ist auf See kaum mit Infektionen zu rechnen, dafuer um so mehr bei Ausfluegen in das Landesinnere.
Ein Impfstoff steht z.Zt. nicht zur Verfuegung. Durch entsprechende Kleidung (ab Daemmerung Struempfe, lange Hosen, lange Aermel), durch Moskitonetze und durch Einreiben der Haut an freien Koerperstellen mit einem Mueckenabwehrmittel (z.B. Autan) sind abend- und naechtliche Stiche der uebertragenden Muecken zu vermeiden.

Die Hepatitis A bzw. B kann durch Impfstoffe verhindert werden.
Beide erfordern drei Injektionen - zwei in kurzem Abstand, die letzte nach 1/2 - 1 Jahr. Auffrischimpfungen werden empfohlen, wenn die Antikoerpertiter unter bestimmte Grenzwerte fallen.
In allen Laendern um den Pazifik herum besteht - mit Ausnahme von Nordamerika - das Risiko, an Hepatitis zu erkranken. Reisen in Japan ist weniger gefaehrlich als in Mexiko, China und Suedostasien. Das A Hepatitis-Virus infiziert insbesondere in mangelhaften hygienischen Bereichen (auch z.B. durch infizierte Speisen), die B Hepatitis wird durch sexuelle Kontakte und durch Beruehrung mit Koerpersekreten speziell in Asien uebertragen, auch durch Tansfusion von Blut und Blutbestandteilen.

Tollwutinfektionen durch Bisse infizierter Tiere (Asien, Mittel- und Suedamerika) werden durch sofortige Serumgaben behandelt und erfordern, nach Exposition umgehend eine Klinik oder einen Arzt aufzusuchen.

Cholera: Suedostasien, Afrika suedlich der Sahara, andere Gebiete nach aktuellen WHO-Angaben
- nur 40-50%ige Effektivitaet des Impfschutzes, Auffrischung (bei fortbestehender Exposition) nach 6 Monaten
- Bei nicht staendigem Aufenthalt in hochendemischen Gebieten ist eine routinemaessige Impfung nicht grundsaetzlich zu empfehlen. Wichtiger ist das Einhalten der ueblichen Hygieneregeln, insbesondere Sorgfalt beim Trinkwasser

Typhus: tropische (insbesondere Entwicklungs-)Laender
- Uebertragung mit Nahrung oder Trinkwasser
- Schluckimpfstoff mit einer Schutzrate von 95% und einer -Dauer von 1-3 Jahren
- auch hier ist die Einhaltung der ueblichen Hygiene fast wichtiger

Gelbfieber: suedliches Mittel- und noerdliches Suedamerika, tropisches Afrika, andere Gebiete nach aktuellen WHO-Angaben
- hohe Schutzrate, ueber 10-jaehriger Impfschutz
- leichte Impfnebenwirkungen in 10%

Eine Poliomyelitis (Kinderlaehmung)-Schluckimpfung sollten Reisende im warme Laender durchfuehren, wenn die letzte Impfung laenger als 5 Jahre zurueck lag. Polio ist in den Laendern der dritten Welt weit verbreitet. Der Oral-Impfstoff ist gut vertraeglich und praktisch frei von Nebenwirkungen (Impfschaeden <1 : 2-3 Mio Impfdosen).

Tetanus (Wundstarrkrampf) ist in warmen Laendern wesentlich haeufiger als in Mitteleuropa.
Die Erkrankung kann durch zweimalige Injektion von Impfstoff im Abstand von 6 Wochen und eine "Boosterung" nach 6-12 Monaten zuverlaessig verhuetet werden. Der Impfstoff wird gut vertragen. Eine Auffrischung ist nach 10 (-12) Jahren erforderlich.

Das Tuberkulose-Infektionsrisiko ist im allgemeinen fuer Fernreisende gering, eine vorsorgliche BCG-Impfung daher nicht anzuraten.
Hingegen ist fuer beruflich Exponierte in Entwicklungslaendern, die direkten Kontakt zu TBC-Kranken haben, die Schutzimpfung eine sinnvolle Individualprophylaxe.
80%iger Schutz von begrenzter Dauer (der Schutzeffekt wird erst nach 3 Monaten wirksam).

tip Vorbeugung gegen Durchfallerkrankungen:
Die enteropathogenen E. coli sind die im Vordergrund stehenden Erreger der Reisediarrhoe, seltener Shigellen, Salmonellen und Campylobacter.
Die Vorbeugung ist in erster Linie eine Frage der persönlichen Hygiene und Lebensführung. Dazu zählen Vorsichtsmaßnahmen wie z.B.:

  • kein Leitungswasser zum Trinken oder Zähneputzen
  • kein Wasser aus Thermoskannen (Eiswüerfel!)
  • keine Salate
  • kein bereits geschältes Obst
  • nur gut gegarte Speisen
  • kein Speiseeis
  • Verwendung von Mineralwasser oder Limonaden
  • aus verschlossenen Flaschen
  • Bevorzugung saurer Getränke (wg. der Säureempfindlichkeit enteropathogener Erreger)
Eine medikamentoese Prophylaxe ist nur bedingt möglich.

Fuer Reisen in europäischen Gewaessern genuegen die üblichen Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Kinderlähmung.

Krankheiten, die eine laengere Seereise verbieten

  • akute schwere Infektionskrankheiten
  • schwere Herz- und Gefäßerkrankungen (KHK, AVK)
  • Anfallsleiden
  • frische Magen- und Darmgeschwüre
  • schwer einstellbare Zuckerkrankheit
  • Eingeweidebrüche, die einklemmen können
  • Nieren/Harnleiterstein-Leiden, die Koliken befürchten lassen
  • dialysepflichtige Nierenerkrankungen
  • Prostatavergrößerungen, bei denen ein Harnverhalt droht
  • Psychosen
  • Schub einer rheumatischen Erkrankung

Literatur, Ausbildungsmöglichkeiten

  • 1. Hilfe ("Führerschein")-Kurse des DRK, ASB o.ae.

  • Kapitel 'Medico-Gespräch' oder 'funkärztliche Beratung' der verschiedenen Sprechfunk-Bücher
  • Kapitel 'funkärztliche Beratung' im Jachtfunkdienst, BSH, 20395 HH, ISSN 0343-981 X

  • Medizin auf See, DSV-Verlag, 22309 HH, Gründgensstrasse 18, ISBN 3-88412-188-X

  • Lehrgang 'Medizin an Bord' der Kreuzerabteilung des Deutschen Seglerverbandes

Bordapotheke

Vorbemerkung:

  1. Medikamente an Bord kühl und trocken aufbewahren
  2. Der Skipper soll über eine behandlungsbedürftige Krankheit eines Besatzungsmitgliedes informiert sein. Die erforderlichen Medikamente sind zusätzlich mitzuführen
  3. Nummerierung (lfd.Nr.) der Packungen entsprechend der Medikamentenliste
  4. Zäpfchen schmelzen bei heissen Temperaturen - in kaltem Wasser werden sie wieder fest
  5. Aus Gründen der besseren Übersicht sind Medikamente und Verbandmittel getrennt unterzubringen
  6. In den Tropen an Malaria-Medikation denken und vorher aktuelle Empfehlungen erfragen
  7. Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen, Bücher zum Thema lesen
  8. Besser als der Gebrauch unbekannter Medikamente/die Durchführung von Eingriffen ist die Kontaktaufnahme mit einem Schiffs-Arzt über Funk

Schmerzen:

leicht: Paracetamol 500 mg/30 Tbl.
mittel bis stark: Metamizol-Na/20 ml Trpf.
stark: Tramal/10 ml Trpf

oertl. Betaeubungsmittel:
Scandicain 1% - 5 x 5 Amp.

Seekrankheit:
Superpep-forte/3 x 10 Kaugummis
Vomex A/2 x 10 Zaepfchen

Durchfall:
leicht: Kohle-Kompretten/50 Tbl.
stark: Imodium/50 Kps.
Elotrans/20 Btl. - bei Salzverlust
Verstopfung:
Laxoberal Trpf./15 ml
Kreislaufschwäche:
Effortil-Trpf./15 ml
Magen-Darm-Geschwüre, Sodbrennen:
Antra/20 Kps.

Magen/Darm-Kraempfe, Gallen- u. Nierenkoliken,
Regelbeschwerden:

Buscopan plus/3 x 5 Zäpfchen

Prellungen, Zerrungen:
Voltaren Emulgel/100 g
Diclofenac ret./20 Drg.
Infektionen:
Bactrim forte/20 Tbl.
Nasentropfen:
Nasenöl Ratiopharm/15 g
Husten:
ACC Hexal 200/25 Brausetbl.

Asthma:
Berotec 200/10 ml DÄ
Prednisolon 5 mg/30 Tbl.

Husten/Schnupfen:
Rhinotussal/100 ml Saft

Augenerkrankungen:
Yxin-Augentropfen/10 Einmaldosen
Augenklappe/2 Stck.
Diabetes:
Traubenzucker-Tbl./3 Paeckchen
Sonnenbrand:
Soventol Gel/50 g

Hautpilz:
Canesten Salbe/30 g

Schürfwunden:
PVP-Jod-ratiopharm Salbe/25 g
Antiallergicum:
Tavegil/20 Tbl.
Einmalkatheter-Set:
Einmalkatheter mit Zubehoer/3 Stck. 12 Ch
Fieberthermometer:
Hartmann digital/1 Stck.

Erste-Hilfe-Kasten, Wundversorgung:

Erste-Hilfe-Kasten

1 Stck. n. DIN
Latex-Einmalhandschuhe
3 Paar steril
Lederfingerlinge
2 Stück/Schienung v. Fingerbruechen
Steristrip-Klammerpflaster
1 Packg./Wundrandadaptation
Steriles Einmal-Klammerbesteck
1 Set mit Pinzette/Klammern v. Platzwunden
Splitterpinzette, chirurg. Pinzette, anatom. Pinzette
je 1 Stck.
Einmal-Skalpell
2 Stck.
Einmal-OP Tuch
3 Stck.
Metalline-Verbandtuch
60 x 80 cm, 2 Stck., f. Verbrennungen
Hansaplast
2 Rollen a 5 m
Einmalrasierer
5 Stck./Hautrasur vor Naht, Verband
Tapeveband
5 cm breit, 2 Rollen
Alu-Rettungsdecke
2 Stck./bei Unterkuehlung
elast. Binden
4 Stck., 8 cm breit
Kunststoffgips Baycast
4 Binden a 6, 8 und 10 cm Breite
Sterofundin-Infusion
2 x 500 ml Flasche/bei schwerem Blutverlust
Stauschlauch
1 Stck.
Spritzen u. Kanuelen
2, 5 + 10 ml je 5 Stck.
bzw. Gr. 2 + 12, je 10 Stck.
Desinfektionslösung
Kodan Tinktur/250 ml Flasche

Geschützte Warennamen sind nicht als solche kenntlich gemacht. Soweit Handelsnamen angegeben sind, sind sie als Vorschläge zur leichteren Orientierung zu verstehen. Die Angaben sind unverbindlich. Vor Benutzung sind die Beipackzettel sorgfältig zu studieren.





Weitere Tips:

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