logo
EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Piraterie: Das Geheimnis der "Emmanuel"


Follow ESYS

Vor 31 Jahren wurde Frachter vor Neuwerk geplündert - Jetzt spricht einer der "Piraten"

Lüder lüftet das Geheimnis der "Emmanuel"

Ach, Neuwerk, du kleine Insel, endlich bist du jetzt in Sicht, wie freu ich mich, wie lieb ich dich. Die griechische Besatzung der "Emmanuel M" dürfte sich weniger gefreut haben, als sie 8. Dezember 1968 unweit Neuwerks vor Scharhörn auf Grund lief - und der Frachter geplündert wurde. Die Piraten wurden nie gefasst - nun lüftet Gastronom Lüder Griebel das Geheimnis.

Die Neuwerker standen immer unter Verdacht. Nichts hatten die Piraten auf dem Schiff zurückgelassen, was man wegtragen konnte - außer zwei Ostgroschen, berichtete damals die Wochenschau. Sogar das Fernglas des Kapitäns nahmen sie mit. Doch die Polizei konnte die Strandräuber nie fassen, schaffte es nicht, das Schweigen der Insulaner zu brechen. Gut 30 Jahre später, als nun der NDR-Reporter Oliver Neß für eine Neuwerk-Doku, die heute gesendet wird, auf die Insel kam, erzählt Lüder Griebel, Besitzer des Restaurants "Anker", die Geschichte.

Mit seinem Vater, der noch in den 60ern als letzter Neuwerker wegen Piraterie verurteilt wurde, und Hein vom Kroge war der heute 54-Jährige zur "Emmanuel M" geschlichen. Von seinem Vater wurde er die steile Bordwand hochgeschickt - ließ von Deck eine Leiter runter. "Ich hatte Angst, nicht durchs Bullauge zu passen", so Griebel, der auch Feuerwehrchef der Hamburger Insel ist. Aber alles klappte. Obwohl sein Vater und Kroge nicht mehr die Jüngsten waren, lebten sie bei ihrem Seeräuber-Leben richtig auf. "Ein 100 Pfund schweres Lukenpersenning, die Taschen voller Nägel schleppte Kroge von Bord", erzählt Griebel und läuft mit gekrümmten Rücken vor dem "Anker"-Tresen auf und ab.

Und auch an diesem Wochenende ermittelt die Polizei wieder auf Neuwerk. In ihrem letzten "Tatort" müssen die Kommissare Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer) den Mord an einem Kollegen aufklären. Schon einmal, 1996, drehte Krug auf Neuwerk - die Flut brachte ihn damals in Lebensgefahr. Er rettet sich im Watt auf eine Barke, stammelt: "Ich liebe den Dienst bei der Polizei."

Lüder Griebel liebt auch etwas - seine Insel, der er ein Lied komponierte: Einmal Neuwerk noch sehn, im blauen Meer, wie schön das wär, wo alte Häuser stehn im Sonnenschein.




Aktuelle Stories von früher im Archiv