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EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

'Gorch Fock' kassiert maritimes 'Ätsch'

Als Revanche für verlorene Atlantik-Regatta versperrte die "Amerigo Vespucci" den Anlegeplatz



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New York - Auf nicht ganz feine Art hat die italienische Marine dafür "Rache" genommen, dass sie kürzlich bei einer internationalen Transatlantik-Regatta vom deutschen Segelschulschiff "Gorch Fock" abgehängt wurde. Ausgerechnet bei der Schiffsparade aus Anlass des amerikanischen Unabhängigkeitstages sorgte der Kapitän des italienischen Flaggschiffs "Amerigo Vespucci" in New York dafür, dass die Bark der Bundesmarine nicht anlegen konnte und mit mehr als 100 prominenten Gästen an Bord stundenlang auf dem Hudson River kreuzen musste.

Betroffen war nicht nur die Besatzung der "Gorch Fock", die sich nach einem anstrengenden Segeltörn auf einen Landgang in Manhattan gefreut hatte. Mitglieder des Ältestenrates des Landtags von Schleswig-Holstein mussten unter unwürdigen Bedingungen auf ein von der "Gorch Fock" um Hilfe gebetenes Hafenboot klettern, dass sie an Land brachte - sonst hätten sie ihre Heimflüge verpasst. "Das kann ja wohl alles nicht wahr sein", stöhnte eine vollschlanke und vor Angst schwitzender Kieler Dame, als sie über eine Hängeleiter auf die amerikanische Barkasse kletterte.

Der Kapitän der "Amerigo Vespucci" hatte das Chaos dadurch ausgelöst, dass er sein Schiff nach der Parade trotz aller anders lautenden Weisungen der Hafenverwaltung so am Kai festmachen ließ, dass für das deutsche Schiff kein Platz mehr blieb. Ungeachtet von Bitten der US-Behörden und trotz bilateraler diplomatischer Kontakte weigerte er sich, die Position seines Schiffes zu ändern, so dass für die Deutschen im Trubel der Feierlichkeiten erst eine andere Anlegestelle gefunden werden musste.

Damit waren die amerikanischen Organisatoren dann völlig überfordert. Sie mussten sich um mehr als 300 teilnehmende Schiffe - darunter den Flugzeugträger USS "John F. Kennedy" mit Präsident Bill Clinton an Bord kümmern.

Hintergrund des maritimen "Ätsch" der Italiener ist, dass sie Anfang Juni bei der Transatlantik-Regatta "Tall Ship Race 2000" von der "Gorch Fock" geschlagen wurden. Die deutsche Bark war an diesem Tag nach dem Start in Cadiz (Spanien) und nach 3500 Seemeilen (rund 6300 Kilometer) als erstes Schiff bei den Bermudas über die Ziellinie gesegelt. Die "Amerigo Vespucci" wurde zweite. Dafür waren die Italiener diesmal beim Landgang nach Manhattan die ersten.

"Eines ist klar", sagte ein frustrierter deutscher Matrose "wann immer wir von Bord kommen, nach Little Italy gehen wir nicht." Dabei hätte ein Kneipentreffen italienischer und deutscher Matrosen ganz harmonisch und im Geiste der Europäischen Union verlaufen können.

Amerigo Vespucci - der Florentiner Kaufmann, nach dem das italienische Schiff benannt ist - hatte 1499 die Neue Welt besucht und in populären Reiseberichten beschrieben. Sieben Jahre später nahm der deutsche Kartograf Martin Waldseemüller das zum Anlass, dem Kontinent den Namen Amerika zu geben.

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