EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Großsegler: Die 'SEDOV'


Follow ESYS


Die Sedow (russ. auch unter der englischen und französischen Transkription Sedov gekannt), ex Kommodore Johnsen (1936) ex Magdalene Vinnen II (1921), ist eine aus Stahl gebaute Viermastbark (Segelschiff) mit Hilfsmaschine (sog. Auxiliar-Segler), das von der Sowjetunion und heute von Russland als Segelschulschiff genutzt wird. Sie wurde nach dem russischen Marineoffizier und Polarforscher Georgi Jakowlewitsch Sedow benannt. Die Sedow ist das größte noch segelnde traditionelle Segelschiff der Welt und das zweitgrößte überhaupt, übertroffen nur vom Neubau Royal Clipper.

Das Schiff lief am 23. März 1921 als Magdalene Vinnen II auf der Kieler Friedrich Krupp Germaniawerft vom Stapel. Sie war das zweite nach der Ehefrau des Bremer Reeders Friedrich Adolf Vinnen benannte Schiff, das für die Reederei F. A. Vinnen (Bremen) segelte. Die erste, 1892 gebaute, Magdalene Vinnen I (ex Dunstaffnage), ebenfalls eine Viermastbark, mit 3.317 BRT und 3.129 NRT war 1911 zu F. A. Vinnen gekommen, nach dem Weltkrieg jedoch als Reparationszahlung 1921 nach Italien zum Abbruch gelangt. Die Magdalene Vinnen II segelte unter anderem nach 1931 in der australischen Weizenfahrt und bis 1931 in der chilenischen Salpeterfahrt, wobei sie mehrmals Kap Hoorn rundete, womit sie als Schiff auch zu den Kap Hoorniers zählt.

1936 wurde sie vom Norddeutschen Lloyd erworben, der auf der Suche nach einem großen Segelschiff war, um es als frachttragendes Segelschulschiff zu betreiben. Es wurde in Kommodore Johnsen nach dem Hapag-Lloyd-Kapitän Kommodore Nicolaus Johnsen (1869?1930) umbenannt. Anfang März 1937 entging sie auf einer Rückreise von Buenos Aires nach Hamburg nur knapp dem Untergang, als in der Nähe der Azoren in einem Sturm, der sich zum Hurrikan entwickelte, das Getreideschott unter Luke III nachgab und sich ihre als Schüttgut geladene Ladung (4.963 Tonnen Weizen) verschob. Trotz der Versuche der Besatzung, die Ladung auf offener See umzutrimmen, krängte das Schiff am Morgen des 3. März 1937 bis zu 56 °. Sein Kapitän Otto Lehmberg funkte schließlich SOS, und der niederländische Frachter Sliedrecht und der deutsche Tanker Winkler eilten zu Hilfe. Schließlich ließ der Tanker Öl auf die See laufen, um die Macht der Wellen zu verringern, und der Sturm flaute am Abend des Tages etwas ab, woraufhin das Umtrimmen der Ladung erfolgreich genug war, um die Kommodore Johnsen zu retten und aus eigener Kraft weiterfahren zu lassen. Der Vorfall ereignete sich damit fast genau 20 Jahre vor dem Untergang der Pamir, der maßgeblich durch eine Verschiebung der Getreideladung nach Bruch des Längsschotts verursacht wurde, und dem Beinahunglück der Passat aufgrund einer solchen Verschiebung, die beide ebenfalls auf der Route Buenos-Aires-Hamburg in schwere Stürme gerieten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte sie im Mai 1945 in britischen Besitz und am 20. Dezember 1945 als Reparationszahlung in die Sowjetunion, die sie nach Odessa verlegte. Im Januar 1946 erhielt sie ihren heutigen Namen, der mit den beiden vorigen Namen nebst Jahreszahl in ein Messingzierband des Ruderrades eingraviert ist. Als Segelschulschiff im Besitz des sowjetischen Fischereiministeriums trat sie 1951 ihre erste Reise an. Von 1952 bis 1957 diente die Sedow als Schulschiff der sowjetischen Marine. Mehrere Freundschaftsbesuche unter verschiedenen Marinekapitänen führten sie nach Südamerika und Afrika. Von 1957 bis 1966 war sie, mit Kadetten an Bord, als ozeanographisches Forschungsschiff im Atlantik unterwegs. In dieser Zeit wurde das komplette laufende Gut nach den originalen Takelplänen erneuert. 1966 wechselte sie zu ihrem neuen Eigner, dem sowjetischen Fischereiministerium über. Ihr Liegeplatz wurde die Newa in Leningrad. Nach wenigen Ausbildungfahrten im finnischen Meerbusen wurde sie in Kronstadt aufgelegt. Gemäß Eintrags im Lloyds-Register war sie von 1967-1982 nicht als fahrendes Schiff vermerkt. Zwischen 1975 und 1981 lag sie dann in der Marinewerft Kronstadt im Trockendock, wo sie komplett überholt wurde. Der Rumpf wurde entrostet, repariert und mit Rostschutzfarbe versehen, danach erhielt sie ihren weißen Anstrich. 500 Tonnen Ballast in fester Form wurden eingebaut, dazu 1.000 Tonnen Ballast- und Trinkwasser sowie Brennstoff in den Doppelbodentanks. Die ausgebauten einstigen Zwischendeckladeräume wurden für die Aufnahme von mehr als 240 Mann eingerichtet. Zusätzlich verfügt die Viermastbark dort über entsprechende Sport-, Schulungs- und Unterrichtsräume mit Film- und Videoausrüstung.

Einmalig auf einem Segler ist der glasüberwölbte Festsaal mit Bühne und einem kleinen angebauten Museum zur Schiffsgeschichte und der seines Namensgebers. Das Schiff wird seitdem als reines Schulschiff eingesetzt. Im Mai 1982 lief die Sedow zum 793. Hamburger Hafengeburtstag in den Hafen der Hansestadt ein. Hier besuchte sie auch ihr alter Kapitän Gottfried Clausen (1. April 1937 - 8. Mai 1945), wo er von Kapitän Prewoztschikow herzlich empfangen wurde. Im selben Jahr trafen sich ehemaligen Kadetten des Norddeutschen Lloyd zu ihrem Jahrestreffen auf der damals in Bremerhaven liegenden Bark. Die Stadt veranstaltete anlässlich des Besuchs des damals 51jährigen Schiffes in seinem alten Heimathafen eine Geschichtsausstellung über die einstige Kommodore Johnsen ex Magdalene Vinnen II. Eigner ist seit 1991 die staatliche Technische Universität Murmansk, vormals Staatliche Akademie der Fischereiflotte. Wegen der großen Kälte in ihrem Heimathafen Murmansk während der Wintermonate bemüht sich der Eigner, das Schiff häufiger in deutschen Häfen überwintern zu lassen, zuletzt in den Wintern 2003/2004 und 2004/2005 in Warnemünde.

Im Sommer 2005 diente die Sedow als Drehort für den Fernsehfilm Der Untergang der Pamir, dem der Untergang der Viermastbark Pamir September 1957 zugrunde liegt. Der vorher weiße Rumpf der Sedow wurde dafür eigens schwarz mit rotem Unterwasserschiff und weißem Wasserpass gestrichen, den traditionellen Farben der Schiffe der für ihre Flying P-Liner berühmten Reederei F. Laeisz, zu denen die Pamir einst gehörte. Nach Abschluss der Dreharbeiten behielt die Sedow ihre neuen Rumpffarben.

Neben ihrer Hauptaufgabe als Ausbildungsschiff für Kadetten der staatlichen Technischen Universität Murmansk ist es seit 1986 für Interessierte möglich, auf der Sedow als aktiver Teil der Besatzung mitzusegeln. Die Sedow ist als "schwimmendes Museum" immer wieder ein gern gesehener Gast in allen Häfen dieser Welt. So ist sie u. a. 'Stammgast' bei der Kieler Woche sowie beim jährlichen Wochenende an der Jade in Wilhelmshaven und kann dort besichtigt werden.

Stapellauf: 23. März 1921
Vorige Namen: ex Kommodore Johnsen ex Magdalene Vinnen II
Vermessung: 3.556 BRT / 3.017 NRT
Verdrängung: 6.148 t (Schiffsmasse inkl. Ladung)
Ladekapazität als Frachtsegler: 5.340 t
Länge über alles (Lüa): 117,5 m
Breite: 14,6 m
Tiefgang: 6,5 m
Höhe Mast über Wasser: 58 m
Segelfläche: 4.195 m² (3.117 m² Rah- und 1.075 m² Schratsegel)
Hilfsantrieb: Dieselmaschine 1.150 PS
Höchstgeschwindigkeit: 8 - 10 Knoten mit Maschine; ca. 18 kn unter Segeln
Besatzung: als Handelsschiff: ca. 30 Mann; als Schulschiff heute: 55-60 Mann Stammbesatzung, dazu bis zu 110 Kadetten und bis zu 44 zahlende Mitsegler



Weblinks:
Die Sedov in Wikipedia
Medien in der Kategorie Sedov
Segelschiffstypen in Wikipedia
Briefmarken Russische Grioßsegler
Vorgeschichte als "Magdalene Vinnen" (Werftnummer 372)
Törn mit der russischen Viermastbark STS "SEDOV" im Oktober 2012 von Ushuaia/Argentinien um das legendäre Kap Hoorn nach Valparaiso/Chile

Fehlt ein wichtiges Link zum Thema? Link mitteilen

Links können sich ggf. ändern. Darauf haben wir leider keinen Einfluß. Sollten Sie ein totes Link entdecken, schreiben Sie uns bitte eine Mail zusammen mit der Adresse der Seite. Vielen Dank im Voraus!

Schlagwörter: Sedow, Sedov, ex 'Magdalene Vinnen', ex Kommodore Johnsen, Großsegler, Viermastbark, Schulschiff,Segelschulschiff, mitsegeln, Mitsegelgelegenheit, Universität Murmansk, Segeln, technische Daten, Geschichte, Bilder
Sedov unter Segel Sedov unter Segel (Bild Anastasiia.st)  Großbild klick!
Sedov, Tall Ship's Race 2009, Gdyna Sedov, Tall Ship's Race 2009, Gdyna
(Bild Marcin Sochacki)   Großbild klick!
Bug der Sedov Bug der Sedov (Bild nn)  Großbild klick!
Bugornamentik Bugornamentik (Bild Hartmann Design)   Großbild klick!
Heck der Sedov Heck der Sedov (Bild Morn)  Großbild klick!
Ruder der Sedov Ruder der Sedov (Bild Garitzko)  Großbild klick!
Sedov-Briefmarke 1981 Sedov-Briefmarke 1981
(Bild: Post of Soviet Union) Großbild klick!
Sedov bei der OpenShip 2007 Sedov bei der OpenShip 2007
(Bild: Jens Bludau) Großbild klick!